Jugend braucht Gemeinschaft
 
Das JBG und das Kabinettsystem: Schule gemeinsam weiterentwickeln

Das JBG und das Kabinettsystem: Schule gemeinsam weiterentwickeln

Kurze Definition des Kabinettsystems (auch Lehrerraumsystem genannt): Raumnutzung in Schulen, in der Unterrichtsräume nicht einzelnen Schulklassen (als Klassenraum), sondern Lehrer*innen zugeordnet sind.

„Wo habt ihr gleich Sport?“ – „Natürlich in der Sporthalle!“
„Wo habt ihr gleich Kunst?“ – „Natürlich im Kunstraum!“
„Wo habt ihr gleich Englisch?“ – „Natürlich im Kabinett unserer Englischlehrerin!“

Grundlage für die Neugestaltung der Raumnutzung:

Mit den vielen Veränderungen in unserer Gesellschaft ergeben sich auch veränderte Anforderungen und Notwendigkeiten in Schule. Mit der Unterschiedlichkeit der Einzelpersonen und daraus folgend mit der Zusammensetzung der Klassen kann ganz anders umgegangen werden, wenn Unterricht nicht zentriert von vorne gelenkt wird, sondern es auch Phasen des eigengesteuerten Lernens gibt. Eigengesteuertes Lernen geht immer mit der Übernahme von Eigenverantwortung einher, eine der zentralen Eigenschaften eines selbstbestimmten Menschen. Dazu braucht es eine veränderte Raumnutzung, sodass die Stuhl- und Tischreihen aufgelöst werden können, ein Raum vielfältig genutzt werden kann und Lernformen mannigfaltig gestaltet werden können. Auch so kann mit der Herausforderung, die die digitalisierte Welt an uns alle stellt, besser umgegangen werden und digitale Formate besser in den Unterricht eingebunden werden. 

Konsequenzen für den Unterricht:

Wenn Lehrerinnen und Lehrer ihr Kabinett gestalten – und nicht in Klassenräume gehen -, ist dies die Chance für eine zeitgemäße Raumstruktur und es bieten sich neue Möglichkeiten, den Unterricht zu organisieren, die ganz produktive Elemente sind:

  • Offene Unterrichtssituationen und soziale Settings sind dem einzelnen Fach besser angepasst, leichter und schneller herzustellen, 
  • vorbereitete Lernumgebungen ermöglichen besseren Unterricht, das Material ist stets einsatzbereit vorhanden, es muss deutlich weniger herumgeräumt werden,
  • Schüler*innen sind durch die Gestaltung des Raumes auf das jeweilige Fach eingestimmt, da die jeweilige Lehrkraft ihre eigenen Fächer bei der Ausgestaltung und Dekoration in den Vordergrund stellen kann, gleich beim Betreten wird das Fach lebendig,
  • die Verantwortlichkeit für den Raum ist klar, da die Lehrkraft auch die Pflege übernimmt,
  • jeder Raum bekommt eine persönliche Note, die von den Schülerinnen und Schüler wahrgenommen wird, und auch in einem gewissen Sinne eine Verbundenheit schafft zwischen Lehrkraft und Schülern und Schülerinnen,
  • Lehrerinnen und Lehrer haben ihre eigene Adresse und sind leicht erreichbar,
  • und letztendlich – das hat sich schon jetzt nach wenigen Wochen gezeigt -: Es sind attraktivere Räume entstanden und diese führen dazu, dass sich unsere Schüler*innen in ihnen wohl fühlen, dass sie sich mehr mit ihrer Schule identifizieren, ist ein weiterer Effekt, den wir uns gewünscht haben. 

Kurzum: Ein individualisierter Raum ermöglicht ein individualisiertes Unterrichten und damit ein individualisiertes Lernen – und das ist es, worauf es in der heutigen Schule ankommt. 

Wir haben uns mit der Einführung des Kabinettsystems in Schuljahr 2024/25 auf den Weg gemacht. Dieser Weg ist uns allen wichtig und wir freuen uns, ihn zu beschreiten. Wir alle haben ein Ziel vor Augen, wir entwickeln unsere Schule weiter.

Zukunftsvisionen:

Die Bereiche innerhalb und außerhalb des Gebäudes werden sich weiterentwickeln, das betrifft zum Beispiel die Flure, die mehr Platz in den neuen Lernarrangements finden werden, aber auch weitere Räume, wie den Hörsaal. 

Sandra R. Greve_